Gute Nacht Geschichtenfür die Kleinen

Die Raupe Regina zieht um

In einer reifen, roten Paprika auf einer Paprikastaude hat sich die kleine grüne Raupe Regina ihr Zuhause eingerichtet. Sie lebt schon seit einiger Zeit in dem Paprikahäuschen und findet es ganz toll, denn es wächst mit ihr mit. Als Regina noch eine klitzekleine Raupe war, war auch der Paprika, in dem sie jetzt wohnt, noch ganz klein und grün. Jetzt, wo Regina schon eine große Raupe ist, ist auch ihr Häuschen immer noch groß genug für sie.

Regina krabbelt gerne auf eines der Blätter auf der Paprikastaude, um sich ein bisschen zu sonnen. Dabei schläft sie meistens ein, weil es dort so gemütlich ist. Nachdem Regina einmal nach einem Schläfchen auf ihrem Lieblingsblatt zurück in ihr Häuschen kriechen will, bekommt sie einen großen Schreck, denn es ist plötzlich verschwunden. „Wo ist mein schönes rotes Paprikahäuschen hin?“ fragt Regina. Doch niemand antwortet ihr. Sie klettert an der Staude hinunter und sieht von unten, dass kein einziger Paprika mehr darauf hängt. „Wie kann das sein? Wohin sind die vielen Paprikas so plötzlich verschwunden?“, fragt Regina und erschreckt sich erneut, als ein Regenwurm sein Köpfchen aus einem Erdloch streckt und antwortet: „Die wurden heute alle geerntet, wahrscheinlich sind sie sogar schon aufgegessen!“ sagt der neugierige Wurm. „Mein Haus.... aufgegessen???“, fragt die beunruhigte Raupe: „Wo soll ich denn jetzt nur wohnen?“

Der Regenwurm hat Mitleid mit Regina und sagt: „Am besten suchst du dir ein Zuhause, das dir niemand wegessen kann und wo du gut geschützt bist. Ich wohne in einem Erdloch unter der Wiese, mein Haus kann mir so leicht niemand wegnehmen.“ Der Wurm hat Recht, Regina muss sich ein neues Zuhause suchen. Und das soll auf keinen Fall mehr in einer Frucht sein. Aber unter der Erde, so wie der Wurm lebt, will Regina auch nicht wohnen, da ist es viel zu dunkel und zu kalt. Da hätte sie doch viel lieber ein Häuschen auf einem Baum.

Sie macht sich auf den Weg und krabbelt den nächsten Baum hinauf. Da gibt es viel mehr Blätter, auf denen sie in der Sonne liegen kann, als auf der Paprikastaude. Sie entdeckt ein großes, gemütliches Nest aus Heu und Moos. „Hier will ich bleiben, hier ist es sooo gemütlich.“ sagt die Raupe und legt sich in das Nest. „Pieeeeeep, pieeeep! Hier kannst du aber nicht bleiben!“, zwitschert ein blaues Vögelchen, das sich vor sie hingesetzt hat. „Ich baue dieses Nest für mich und meine Vogeljungen, wir haben hier keinen Platz für eine Raupe wie dich. Du musst dir leider ein anderes Zuhause suchen!“, sagt das fleißige Vögelchen.

Traurig macht sich Regina auf den Weg und krabbelt auf einen anderen Ast des Baumes. Sie kommt zu einem großen Netz, das sehr gemütlich aussieht. „Super, eine Hängematte, hier will ich wohnen!“, sagt Regina und kuschelt sich in das Netz, um sich ein bisschen auszuruhen. „Hier kannst du aber auch nicht wohnen!“, ruft plötzlich eine große schwarze Spinne, die schnurstracks auf Regina zukrabbelt. Sie stellt sich direkt vor sie und sagt: „Ich brauche dieses Spinnennetz, um mir mein Essen zu fangen! Dabei muss ich meine Ruhe haben. Du musst also wieder gehen und dir ein anderes Heim suchen.“ Also steht Regina abermals auf und macht sich entmutigt auf den weiten Weg den Baum wieder hinunter.

Unten angekommen erreicht sie eine Höhle im Baumstamm und kriecht hinein. Darin entdeckt sie ein gemütlich eingerichtetes Zimmer mit einem Bett ganz aus Heu. Regina setz sich darauf und sagt: „Hier gefällt es mir, das wird mein neues Zuhause!“. Doch da bemerkt sie, dass eine kleine graue Maus ins Zimmer kommt und zu ihr sagt: „Das ist aber schon mein Zuhause. In meinem Mauseloch ist leider nicht genug Platz für uns beide. Du musst dir ein anderes Haus suchen!“

Regina verlässt hungrig und müde vom vielen Umziehen das Maushäuschen und hat die Suche schon fast aufgegeben, als sie kurz darauf neben dem Baum unter einem Blätterhaufen zufällig ein hübsches kleines Häuschen aus vielen, vielen Steinchen entdeckt. Sie schlüpft durch ein winziges Loch, durch das sie gerade noch hindurchpasst und kommt in einen Wohnraum mit einem großen Moospolster und einer kleinen Küche in der Ecke, aus der es wunderbar nach frischem Essen duftet. „Das ist aber gemütlich, hier würde ich wirklich gerne wohnen.“, sagt Regina traurig „Aber so schön wie es hier ist, wohnt da bestimmt auch schon jemand …“.

„Ja, hier wohne ich!“, sagt ein freundlicher Käfer, der gerade mit vollen Händen durch den kleinen Eingang schlüpft. „Mein Name ist Hektor und ich habe nichts dagegen, wenn du hier einziehst, es ist genug Platz und ich bin ohnehin nicht gerne allein.“ Regina freut sich riesig, als sie das hört: „Ich bin die Raupe Regina, leider wurde mein Haus aufgegessen und jetzt habe ich soooo lange nach einem neuen Zuhause gesucht, dass ich davon schon ganz müde und hungrig bin!“

Hektor freut sich sehr über die Gesellschaft und sagt zu Regina: „Setz dich ruhig hin und erholdich von deiner langen Reise! Ich habe gerade frische Heidelbeeren geholt für das Abendessen, es gibt eine riesige Schüssel voll Grießbrei, es ist also mehr als genug für uns beide da!“

Erleichtert, dass sie nicht mehr weiter nach einem neuen Heim suchen muss, setzt sich Regina und löffelt zusammen mit Hektor den Grießbrei, bis beide satt sind. Regina ist schon so müde, dass ihr die Augen zufallen. Und so richtet Hektor für sie noch ein kuscheliges Schlafplätzchen her und sie schlummern beide zufrieden ein. 

Wenn du also einmal einen Blätterhaufen neben einem Baum siehst, kann es gut möglich sein, dass genau dort Hektor und Regina noch immer glücklich zusammen in ihrem gemütlichen, kleinen Steinhäuschen wohnen.